Der TÜV-Verband hat eine aktuelle Umfrage zur Nutzung und Regulierung von Künstlicher Intelligenz veröffentlicht. 91 Prozent der Befragten fordern eine Transparenz- und Kennzeichnungspflicht für Inhalte, die mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz generiert wurden. 86 Prozent halten eine verpflichtende Prüfung der Qualität und Sicherheit von KI-Systemen durch unabhängige Prüforganisationen für notwendig.
Ein Jahr nach dem Start von ChatGPT zeigen die Ergebnisse der Forsa-Umfrage im Auftrag des Verbandes der TÜV eine rasante Verbreitung von Anwendungen der generativen Künstlichen Intelligenz (KI). Mittlerweile hat bereits gut jeder dritte Bundesbürger ChatGPT genutzt, was einem Zuwachs von 14 Prozentpunkten im Vergleich zum April (37 Prozent) entspricht. Von den 1.008 Befragten ab 16 Jahren haben 85 Prozent von ChatGPT gehört oder darüber gelesen, was einem Zuwachs von 2 Prozentpunkten entspricht.
Die Vertrauensfrage
Gefragt wurde auch nach der Verantwortung für die ethische Entwicklung und den sicheren Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Drei von vier Befragten sehen unkalkulierbare Risiken in der Entwicklung. Gefragt wurde nach dem Vertrauen in die Richtigkeit der Ergebnisse und Antworten der generativen KI. Von den Befragten haben 56 kein Vertrauen in die Ergebnisse und 42 Prozent geben an, sehr großes oder eher großes Vertrauen zu haben. 92 Prozent sehen ein großes Problem darin, dass durch den Einsatz von KI kaum noch erkennbar ist, ob Fotos oder Videos echt sind.
Die wichtigsten Anwendungen
Die wichtigsten Anwendungen von ChatGPT sind der Umfrage zufolge Unterhaltung (52 Prozent), Recherche (44 Prozent), das Schreiben von Texten (40 Prozent) sowie das Erstellen und Bearbeiten von Fotos oder Videos (26 Prozent). Etwa ein Viertel der Befragten nutzt ChatGPT zum Lösen verschiedener Probleme (23 Prozent) und 12 Prozent zum Programmieren. Trotz dieser positiven Entwicklungen gibt es auch Vorbehalte und Bedenken gegenüber der Nutzung von KI. Eine deutliche Mehrheit von 56 Prozent der Befragten hat kein Vertrauen in die Ergebnisse generativer KI-Anwendungen und 83 Prozent sind der Meinung, dass es gesetzliche Regelungen für den sicheren Einsatz von Künstlicher Intelligenz geben sollte.
Auswirkungen der KI
Die Studie zeigt auch, dass eine große Mehrheit positive Auswirkungen der KI-Technologie auf das Leben erwartet. Für 55 Prozent der Befragten hat KI das Potenzial, sie im Privatleben zu unterstützen, 58 Prozent sehen dies auch für den eigenen Beruf. Fast die Hälfte der Erwerbstätigen geht davon aus, dass Künstliche Intelligenz in fünf Jahren eine wichtige Rolle bei ihrer Arbeit spielen wird. Allerdings gibt es auch Bedenken: Fast jeder dritte Erwerbstätige befürchtet, beruflich abgehängt zu werden, wenn er die Technologie nicht beherrscht (31 Prozent). Zudem halten 63 Prozent der Befragten eine Weiterbildung in Künstlicher Intelligenz für ihre berufliche Tätigkeit für sinnvoll.
Was sind die Gefahren
Trotz der insgesamt aufgeschlossenen Haltung gegenüber Künstlicher Intelligenz sehen die Befragten erhebliche Gefahren. Rund 78 Prozent stimmen der Aussage zu, dass es derzeit nicht abschätzbare Risiken beim Einsatz von KI-Technologien gibt. Insbesondere die Folgen des Einsatzes von KI für das Mediensystem und die Demokratie werden kritisch gesehen. Weitere Bedenken betreffen die Erkennbarkeit des Wahrheitsgehalts von KI-generierten Texten (83 Prozent) und die Befürchtung, dass KI-Technologie die Verbreitung von „Fake News“ massiv beschleunigen wird (81 Prozent).
Der AI Act
Der TÜV betont die Bedeutung die Notwendigkeit einer zügigen Abschließung der finalen Verhandlungen über die europäische KI-Verordnung („AI Act“). Ein entscheidender Punkt in den Trilog-Verhandlungen sei der Umgang mit KI-Basismodellen, einschließlich „Allzweck-KI“ wie ChatGPT. Der AI Act sieht vor, KI-Anwendungen in vier Risikoklassen einzuteilen, wobei Anbieter je nach Risiko unterschiedliche Anforderungen erfüllen müssen.
Auf nationaler Ebene hat der Verband der TÜV bereits gefordert, sich auf die Umsetzung der KI-Anforderungen vorzubereiten. Dazu müssen Normen, Standards und Qualitätskriterien sowie entsprechende Prüf- und Testverfahren entwickelt werden.